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Avatar Psychologie

20 Dec
 
2022
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Im Web3 braucht jeder User einen Avatar. Aber nach welchen Kriterien erstellen wir diese Repräsentation von uns? Welche Avatare kommen gut an und kann die Art des Avatars, den wir nutzen, sogar unser Verhalten beeinflussen?

Das Web3 ist nicht nur Schauplatz innovativer Technologie und neuer Businessmodelle, es eröffnet auch neue Forschungsfelder für die Geisteswissenschaften. Psychologie und Kommunikationswissenschaft beschäftigen sich aktuell vermehrt mit Avataren. Schliesslich braucht jeder User im Metaverse eine virtuelle Repräsentation seines Selbst.

Und dieses Selbst kann – ganz anders als im echten Leben – mit ein paar Klicks nach Wunsch gestaltet werden:

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Das optimierte Ich

Erste Studien zeigen wenig erstaunlich, dass User:innen ihre Avatare an den Nutzungskontext anpassen. Für das Business Meeting mit dem Chef trägt man auch virtuell propere Businessklamotten, während der Avatar für die VR-Party am Wochenende superfuturistisch daherkommen darf.

Im Unterschied zu früheren Studien, die Avatare fast aussschliesslich im Game-Kontext untersucht haben, zeigt sich jetzt, dass Nutzer:innen von sozialen Netzwerken ihre Avatare weniger idealisieren. Sie basieren ihre Avatare häufiger auf realen Merkmalen wie Geschlecht und Aussehen und bauen somit ihre Avatare näher an ihrem realen Selbst. Gleichzeitig wird aber auch im Metaverse fleissig optimiert: Jeder präsentiert sich so positiv wie möglich.

Im unheimlichen Tal

Avatare optimieren wollen auch Forscher aus den Sparten Marketing und Wirtschaft. Schliesslich werden es im Web3 Avatare sein, die Kunden umwerben, zukünftige Mitarbeitende überzeugen oder Follower begeistern wollen.

Man könnte annehmen, dass User Avatare umso mehr akzeptieren, je fotorealistischer sie ausgestaltet sind. Doch es zeigt sich, dass abstrakte Figuren oft sympathischer wahrgenommen werden, als besonders menschenähnliche Avatare. Zurückgeführt wird das auf den «Uncanny Valley» Effekt. Ursprünglich aus der Robotik stammend, beschreibt «Uncanny Valley», wie künstliche Figuren mit zunehmender Menschenähnlichkeit zuerst an Akzeptanz gewinnen. An einem gewissen Punkt fällt die Akzeptanzkurve dann aber steil ab, weil die Menschenähnlichkeit plötzlich stark irritiert oder gar gruselig wirkt. Dieser «Gruselgraben» schliesst sich erst, wenn sich der Avatar optisch nicht mehr von einem echten Menschen unterscheiden lässt.

In der Praxis entscheiden sich darum viele Unternehmen für nicht-fotorealistische Avatare, wie auch wir bei Kuble dies tun.

Alte Muster

Spannend wird es auch, wenn User ihren Avatar nicht selbst bestimmen können. Dann zeigt sich nämlich, dass der Avatar wiederum unser Verhalten beeinflussen kann! Dieser sogenannte Proteus-Effekt (benannt nach dem griechischen Meeresgott und Gestaltwandler) nimmt an, dass User je nach optischen Merkmalen ihres Avatars verhaltensstereotyp auftreten: In einem vergleichsweise grossen Avatar verhalten sich User unfairer oder dominanter oder handeln bei deutlich geschlechtsspezifischen Avatarmerkmalen eher nach Geschlechterrollen als in einem geschlechtsneutralen Avatar.

Lernen am eigenen (Avatar)-Leib

Verschiedene Studien haben auch untersucht, ob im virtuellen Raum Erlebtes Proband:innen nachhaltig beeinflussen kann. Und tatsächlich zeigten sich deutliche Priming Effekte – sowohl im positiven als auch negativen Sinn: Wer längere Zeit im VR als Obdachlose:r unterwegs war, brachte im Anschluss viel mehr Verständnis für diese Personengruppe auf. Wer hingegen im VR einige Zeit als Bouncer agieren musste, war im Anschluss zurück in der Realität weniger teamfähig und aggressiver.

Alles Friede, Freude, Eierkuchen?

Auch wenn die meisten Forschenden dem Web3 positiv gesinnt sind, werden in der Avatar-Psychologie auch kritische Stimmen laut: Welches Suchtpotential birgt das Web3? Kann die Nutzung verschiedenster Avatare negative Auswirkungen auf die individuelle Identität haben? Und wie gefährlich ist die VR-Krankheit, die sich bei manchen Usern nach Aufenthalten im VR mit lang anhaltender Übelkeit bemerkbar macht?

Hier steht die Forschung noch ganz am Anfang. Aber keine Sorge, wir bleiben dran!

Fashion Female Avatare von ddraw auf Envato Elements

Kleider und Frisuren Spiel mit männlichen Avataren von ddraw auf Envato Elements

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